Ich hatte die J Mascis Jazzmaster schon seit vielen Jahren auf meiner imaginären Wunschliste, schon vor dem 2018er Modell. Da mich Squier mit vielen Modellen aus der Classic Vibe Serie beeindruckt hat und meine Vintage Modified Surf Strat seit Jahren fast täglich im Einsatz ist, war aufgrund der positiven Reviews zur 2018er JMJM klar, dass es sich hier um eine weitere großartige Gitarre von Squier zu einem günstigen Preis handelt.
Die Lieferung erfolgte viel schneller als gedacht, entsprechend groß war meine Freude. Das Instrument war super verpackt und ziemlich gut eingestellt - wenngleich ich nicht verstehen kann, wie man auf so eine Gitarre 09er-Saiten draufmachen kann. Aber es fielen schnell ein paar Dinge negativ auf:
1. Der Tone-Poti saß nicht gerade und schleifte am Pickguard. Okay, lässt sich leicht beheben und bei dem Preis alles noch vertretbar, da ansonsten die Verarbeitung hervorragend war.
2. Beim Spielen allerdings die große Enttäuschung: es knistert und bratzelt fröhlich beim Akkordwechsel im Signalweg, d.h. wenn ich mit der Hand über den Hals gefahren bin (ohne die Saiten zu berühren), hat es geknackst. Klang nach static noise. Das hat mir schon mal nicht gut gefallen.
3. Darüber hinaus fiel mir auf, dass bei der Entfernung der Hände von den Saiten bzw. der Brücke ein deutliches Brummen zu vernehmen war.
Das war dann leider doch zu viel. Natürlich darf man auch zu diesem Preis kein perfektes Instrument erwarten, aber beim Blick unters Pickguard wusste ich dann auch, was das Problem ist: hier ist gar nichts abgeschirmt. Klar, das ist leider auch bei viel teureren Gitarren keine Selbstverständlichkeit, aber ich musste dann doch an meine Squier VM Surf Strat denken: die habe ich damals für kriminelle 319 EUR neu gekauft, und die war innen komplett mit Abschirmlack lackiert. Natürlich habe ich bei der Surf Strat ziemlich bald die Saitenreiter, die PU-Federn, den Sattel, und später auch die Potis ausgetauscht, aber das war bei dem Preis auch nicht anders zu erwarten und völlig in Ordnung. Allerdings war die Gitarre bühnentauglich in der Grundausstattung. Das kann ich von der JMJM leider nicht sagen. So, wie sie mir geliefert wurde, war sie für das Spiel über einen Amp nicht zu gebrauchen.
Da nirgendwo in den Bewertungen ein ähnliches Problem beschrieben wurde, dachte ich, ich hätte vielleicht ein Montagsmodell erhalten und habe die Gitarre zurückgeschickt. Wie immer alles kein Problem und sehr zuvorkommend vom Thomann-Service-Team abgewickelt - an dieser Stelle noch einmal ein ganz großes Lob für den besten Kundenservice, den es gibt!
Beim 4 Wochen später gelieferten Ersatz musste ich leider dasselbe Problem feststellen. Es war definitiv nicht dieselbe Gitarre, hatte mir die Seriennummer ja notiert. Nochmal ein Montagsmodell? Unwahrscheinlich. Immerhin konnte ich jetzt aber mit einem besseren Gefühl an die Sache herangehen. Nachdem ich die Ausfräsungen mit 3 Schichten Abschirmlack behandelt habe und über eine Verbindung mit dem Pickguard den Schirm komplettiert habe, ist das Problem mit dem static noise verschwunden.
Bei diesem Modell war außerdem der Sattel zu asymmetrisch gekerbt, sodass die tiefe E-Saite zu nah am Rand verlief und beim Spielen oft über den Hals gerutscht ist. Aber auch das war schnell behoben: einfach durch einen GraphTech-Sattel ersetzt. Das mache ich eh bei allen meinen Gitarren. Nun ist alles perfekt - zumindest für meinen Geschmack.
Man sollte wirklich wissen, worauf man sich mit der JMJM einlässt, denn nicht alle werden damit glücklich werden:
1. Sie ist mit Single Coils ausgestattet, die sehr empfänglich für Störgeräusche sind, was beim verzerrten Spiel natürlich sehr deutlich zu hören ist. Für mich aber absolut okay, wenn man ihren Namensgeber und seinen Musikstil bedenkt.
2. Den mittenbetonten Rocksound des Bridge-PUs muss man mögen. Er ist überhaupt nicht fett, aber sehr durchsetzungsfähig. Ich persönlich liebe diesen Sound - er gehört zu meinen Lieblingsfeatures dieser Gitarre. Will it chug? Eher weniger. Ola würde es vermutlich doch irgendwie hinkriegen ;)
3. Die Charaktere der beiden PUs unterscheiden sich sehr stark voneinander. Der Neck-PU ist sehr fett, der Bridge PU deutlich dünner. Das ist bei Strats natürlich ähnlich, aber bei der JMJM aus meiner Sicht nochmal viel deutlicher. Aber ich mag diese Kombination, vor allem in Bezug auf die vielfältigen Clean-Sounds und leicht angezerrten Sounds, die sich mit dieser Gitarre (in Abhängigkeit vom verwendeten Amp) zaubern lassen. Hier setze ich auch gerne den Rhythm-Circuit ein, wenn der Amp zu hell klingt oder einfach eine weitere Klangfarbe benötigt wird.
Für mich ist die JMJM die perfekte Ergänzung zu meiner Strat und meiner SG. Ich bin jedenfalls sehr glücklich mit diesem Kauf. Die Verarbeitung ist äußerlich aus meiner Sicht klasse und die Werkeinstellung verdammt gut. Auch das Vibrato lässt sich absolut verstimmfrei einsetzen und der Hebel sitzt, wenn man ihn richtig tief hineindrückt, in jeder Position fest und schlackert nicht herum.
Was ich allerdings immer noch nicht verstehe: bin ich der einzige, der ein Problem mit der fehlenden Abschirmung ab Werk hat? Vielleicht greift das jemand in den folgenden Textbewertungen auf.